1995 war ich das erste Mal bei einer Shiatsubehandlung dabei; meine Mutter hatte einen bösen Bandscheibenvorfall und nachdem sie durch die schulmedizinischen Methoden keine Besserung erfuhr, habe ich meinen Vater aufgefordert „Herrn Paolo“ zu rufen, denn der war in japanischer Fingerdruckmassage ausgebildet. Mein Vater ließ sich überreden auch noch diese Technik auszuprobieren, vor dem chirurgischen Eingriff. Am nächsten Tag kommt dieser sehr freundliche Herr Paolo zu uns nach Hause und fängt an den Rücken meiner Mutter mit Handballen und Daumen, Ellenbogen und Knien zu behandeln. Aber die Druckmassage beschränkt sich nicht auf die Wirbelsäule, auch die Beine und die Arme wurden bearbeitet...was dann passiert ist könnt ihr euch gut vorstellen, ansonsten hätte ich nicht den Beruf des Shiatsu-Praktikers gewählt und hätte meine Tätigkeit nicht im Lauf der Jahre als Lehrer weiterausgebaut.
Mein Dank geht daher an diesen wunderbaren Kollegen und Sensei, der mir den Weg gewiesen und mich daher im budhistischen Sinne „erleuchtet“ hat, als ich es gar nicht erwartet hätte. Denn ab diesem Moment habe ich beschlossen Shiatsu zu erlernen und es zu meinem Beruf zu machen.
Diese außerordentliche Disziplin aus dem Reich der aufgehenden Sonne ist nicht irgendein Beruf, um Shiatsu auszuüben und weiterzugeben sollte es als ein Werkzeug angesehen werden, um die Körperwahrnehmung zu stärken, die Gesundheit zu fördern und in Körperkontakt mit anderen zu treten; in diesem Sinne ist Shiatsu ein Weg um einen respektvollen Umgang mit uns selbst und mit anderen zu erhalten und weiterzugeben. Shiatsu ist für mich eine Tugend, eine wahre Lebensdisziplin, die strikte Tradition in der Perfektion der einzelnen Bewegungen und der Behandlungstechnik und eine ständig neue Entfaltung und Entwicklung in sich vereint.